The adventures of font embedding

In „The adventures of font embedding“ (Die Abenteuer um Schriften einzubetten) versuche ich mal einige Mythen über Schriften bei ePub und Kindle aufzudecken und ich werde dir auch verraten warum in ePub eingebettete Schriften nicht immer nach der Konvertierung zu Kindle, angezeigt werden.

E-Book-Formate

Zur Auswahl stehen ePub 2, ePub 3, mobipocket (nach den alten Kindle-Richtlinien) und die KF8 kodierten Kindle-Dokumente. Für beide ePub-Versionen ist die Schrifteinbettung erlaubt. Genauso für KF8 kodierte mobi- und azw3-Dateien. Lediglich das alte mobi-Format enthält keine eingebetteten Schriften.

Schriftformate

Bei ePub 2 gibt es seitens der IDPF keine Vorgabe für ein spezifisches Schriftformat. Allerdings wird OpenType empfohlen. Bei ePub 3 hat die IDPF eine Vorgabe getroffen und das OpenType sowie das Web Open Font Format (WOFF) im Standard aufgenommen. Bei KF8-Dokumenten darf OpenType und TrueType verwendet werden. Der gemeinsame Nenner ist also OpenType (.otf). Allerdings verstehen viele eReader auch das populärere TrueType-Format, auch wenn es sich um ein ePub 3 handeln sollte. Notfalls kann also auch TrueType verwendet werden.

Lizenzen

Die Schriftlizenzierung ist ein heikles Thema und sollte immer im Vorfeld geprüft werden. Viele Schrifthersteller haben mittlerweile Ihre Lizenzmodelle an E-Books angepasst oder dafür erweitert. Die alte Druck/PDF Lizenz reicht dazu nicht mehr aus. Nahezu alle E-Book-Lizenzen von kommerziellen Schriften besagen, dass die Schrift nur in ein ePub oder KF8-Dokument eingebettet werden darf, wenn die Schrift dabei verschlüsselt ist. Oft wird die Lizenz zudem auf einen einzelnen Titel beschränkt. So ist es z.B. aktueller Stand bei Linotype/Monotype.

Typekit Schriften dürfen auch in E-Books in verschlüsselter Form eingebettet werden. Allerdings ist Typekit nicht auf die Anzahl der Publikationen beschränkt. Typekit hat aber noch einen Zusatz in den den Lizenzbedingungen, der (frei übersetzt) bedeutet, dass Typekit-Schrift-Dateien nicht von Hand in das E-Book oder im System bewegt werden dürfen. Wie ich später noch erklären werde, ist dieser Zusatz aber Verhängnisvoll für Kindle E-Books.

Eine weitere Vorgabe der Lizenz kann sein die Schrift auf die verwendeten Zeichen zu reduzieren (subsetting). InDesign macht dies standardmäßig. Calibre kann es auch. Bei den meisten anderen Editoren fehlt diese Funktion allerdings. Wird diese Vorgabe verlangt bleiben also derzeit nur InDesign oder Calibre.

Wer sich eher wenig mit Schriftlizenzierung beschäftigen möchte, sollte hingegen einen Blick auf die Google Fonts und Teile der von FontSquirrel angebotenen Schriften werfen. Beide bieten vorrangig Schriften an, die nahezu ohne Einschränkungen genutzt werden dürfen.

Das „nahezu“ bezieht sich hierbei auf zwei Punkte. Auch hier sollte die Lizenz natürlich vorher geprüft werden. FontSquirrel gibt die Einbettungsrechte bereits durch vier kleine Symbole unter der Schrift in der Voransicht an. Für E-Books muss das dritte Symbol, was einem Tablet ähnelt, in vollem Schwarz dargestellt werden um die Einbettung bei E-Books zu erlauben. Die Details der Rechte findet man dann meist in der detaillierten Beschreibung der Schrift.

Der zweite Punkt wäre, dass die Schriftlizenz im E-Book mit angegeben werden soll. Dabei muss die Datei „SIL-Open-Font-License.txt“ (Leerzeichen/Sonderzeichen wurden durch Bindestriche ersetzt um eine Fehlermeldung im ePub zu vermeiden), die in den Schriftpaketen beiliegt auch in den Schriftordner vom E-Book kopiert werden soll (Nicht vergessen diese Textdatei im der OPF-Datei zu referenzieren: <item id="SIL-Open-Font-License" href="fonts/SIL-Open-Font-License.txt" media-type="text/plain" />. Ansonsten zeigt epubcheck eine Fehlermeldung).

Verschlüsselung

Ein ePub ist an sich eine Ansammlung von den verschiedensten Dateien die zu einem Archiv zusammengefügt sind (ähnlich einem ZIP-Archiv, nur mit Dateiendung .epub). Dementsprechend leicht, können die Schriften aus dem ePub extrahiert werden.

Um zu vermeiden, dass die Schriften unlizenziert von Dritten genutzt werden können, wird von vielen Schriftherstellern eine Verschlüsselung verlangt. Der deutsche Fachbegriff bei Schriftverschlüsselungen in E-Books lautet auch noch Quelltextverschleierung oder wird mit den englischen Begriffen obfuscation oder mangling bezeichnet.

Und genau da liegt der Hund begraben, denn die verschiedenen Konvertierungsprogramme reagieren ganz Unterschiedlich bei Verschleierungen. Zuerst mal sollte man wissen, dass es drei verschiedene Typen von Quelltextverschleierung gibt (zumindest mir bekannt).

  • Der erste und älteste Typ wurde von Adobe benutzt und in bis hin zu InDesign CS5.5 bei eingebetteten Schriften im Einsatz gewesen.
  • Der zweite Typ ist eine Verschleierung nach den Vorgaben der IDPF und wurde mit ePub 3 offiziel ratifiziert.
  • Der letzte Typ kommt bei Kindle KF8-Dateien zum Einsatz.

 

Bis InDesign CS5.5 hatte Adobe seine eigene Verschleierungsmethode, die darüber hinaus auch noch von vergleichsweise vielen eReadern unterstützt wurde und noch heute wird. Allerdings hat sich die IDPF bei den ePub 3 Spezifikationen für deren eigene Methode entschieden, was auch Adobe nachträglich dazu gezwungen hat, umzuschwenken. Ab InDesign CS6 werden Schriften standardmäßig mit der IDPF-Methode verschleiert (wobei in InDesign CS6 noch ein Fehler enthalten ist und die Schriften nicht in iBooks dargestellt werden).

Leider, und das muss man so sagen, gibt es noch immer eine ganze Reihe an eReadern wo die verschleierten Schriften nicht dargestellt werden können. Vor allem bei Android und Windows Tablets ist dies ein Problem. Sigil beherrscht die Adobe- als auch die IDPF-Methode. Kommt Kindlegen oder der Kindle Previewer zum Einsatz, werden die Schriften bei der Konvertierung automatisch mit der Amazon-Methode verschleiert.

Häufig auftretende Probleme

Nachdem das ePub- oder Kindle-Dokument erstellt wurde, sollte die eingebettete Schrift im System oder im Fontmanager deaktiviert werden, ehe man das E-Book im eReader betrachtet. Immer wieder passiert es, dass das E-Book auf einem eReader oder anderen Computer ohne die eingebettete Schrift dargestellt wird, obwohl es auf dem eigenen Computer klappt. Eine Systemschrift oder eine aktive Schrift im System kann der Grund sein.

Nächstes Problem. Das ePub wurde mit InDesign (CS6 oder Neuer) erstellt und wird mit Kindle Previewer nach mobi umgewandelt (gilt für reflowable und fixed layout!) und die im Kindle Previewer simulierte KF8-Version (Paperwhite, Kindle Fire) wird mit der eingebetteten Schrift dargestellt. Freue dich nicht zu früh, denn genau dieses Verhalten ist falsch, denn dann ist die eingebettete Schrift noch im System aktiviert. Ist eine Schrift bereits im ePub verschleiert (was bei InDesign defacto der Fall ist), dann konvertiert Kindle Previewer diese Schrift nicht darstellbar um. Bei InDesign-ePubs muss die eingebettete Schrift vor der Kindle-Konvertierung durch eine nicht verschleierte Version ausgetauscht werden.

Und hier ist man dann schon beim nächsten Problem. Bei den Lizenzen hatte ich erwähnt, dass die Typekit-Schriften laut Bedingungen nicht von Hand zwischen E-Books, Ordnern, etc. bewegt werden dürfen. Doch um die Typekit-Schriften in KF8-Dateien zum Funktionieren zu bekommen, müsste man genau dies machen und die verschleierte Schriftdatei durch die nicht-verschleierte Version ersetzen. Leider ist mir derzeit keine legale Lösung bekannt um die Typekit-Schrift dennoch ins Kindle-Format zu bekommen, ohne aber nur Geringfügig gegen diese Lizenzbestimmung zu verstoßen. Wer hier einen brauchbaren Workaround hat, bitte in den Kommentaren oder per E-Mail melden. Ich würde mich freuen!

Weiter geht es mit Calibre. Wird das mobi/azw3 mit Calibre aus einem ePub konvertiert fehlen danach gerne mal die Schriften. Voraussichtlich wurde bei der Konvertierung unter Layout vergessen das Häkchen bei „Einbetten von referenzierten Schriftarten“ zu setzen.

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Ist das Zielformat zudem noch ein mobi-Format sollte unter MOBI-Ausgabe das MOBI Dateiformat „both“ (vorrangig) oder „new“ gewählt werden.

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Allerdings Vorsicht! mobi- und azw3-Dateien die mit Calibre erstellt wurden sind dafür bekannt nicht von Amazon anerkannt zu werden. Für den eigenen Vertrieb sind diese Dateien in Ordnung. Für den Vertrieb über Amazon sollte der Kindle Previewer oder Kindlegen zum Konvertieren benutzt werden.

Das Thema mit E-Book-Schriften hat es definitiv in sich und noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Denn E-Book-Schriften stehen erst am Anfang der Reise.

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