ePub ist kein PDF!

Es gibt Wochen wo man als Berater mehrmals den gleichen Aussagen, Feststellungen oder Fragen begegnet. Und diese Woche ist es für mich eindeutig:

Wenn ich ein PDF exportiere sieht es so aus wie in meinem InDesign-Dokument. Wenn ich ein umfließbares ePub exportiere, umläuft der Text ganz anders, Bilder sind verschwunden oder die Nummerierung von Abschnitten ist anders. Warum, damit kann ich ja gar nichts anfangen?

Die Hauptgründe hierfür liegen in der Technologie, dem Verwendungszweck aber auch dem Alter der E-Books. Die PDF-Technologie basiert vollkommen darauf, die Gestaltung komplett zu übernehmen und auf jedem Bildschirm gleichermaßen darzustellen. Einige Gestaltungen sind jedoch auf meist kleinen Bildschirmen, schlecht lesbar. Vor allem wenn viel Text enthalten ist.

Um dem entgegenzuwirken gibt es E-Book-Formate wie umfließbare ePub- und mobi-Dateien die ähnlich wie Websites auf HTML-, CSS- und mittlerweile auch Javascript-Technologie basieren. Diese Art von E-Books reproduzieren die Gestaltung nicht komplett. Die wichtigsten Textauszeichnungen wie fette oder kursive Schriften, Farben, etc. sollen erhalten bleiben. Die Position und Reihenfolge der Bilder und Texte folgen allerdings responsiven Gestaltungsregeln um bestmöglich auf verschiedenen Bildschrimgrößen dargestellt werden zu können und somit auch für den Leser eine angenehmere Erfahrung zu bieten. Immerhin ist die feste Gestaltung ja oft der Grund, warum PDFs nicht gut auf Tablets oder Smartphones lesbar sind.

Bei PDF ist es mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, die Gestaltung so zu übernehmen, wie wir es im Layout-Programm erstellt haben. Dahinter steckt allerdings viel Arbeit von Entwicklern und jahrelanger Erfahrung aus der Praxis mit unzähligen Tests und Fehlschlägen. Immerhin ist es noch nicht so lange her, da konnte man PDF-Dateien nicht so einfach erstellen. Genauso Selbsverständlich ist, dass nahezu jedes Dokument was Text oder Bilder beinhaltet, zu einem PDF umgewandelt werden kann.  Die Natur der E-Book-Formate schließt allerdings einige Publikationsarten wie z.B. grafisch aufbereitete Flyer aus, da diese als E-Book einfach keinen Sinn machen und keinen Mehrwert bringen.

Und gerade diese Umstände scheint die Publishing-Branche aber auch die Gesellschaft vergessen zu haben. Denn sieht das E-Book nicht direkt so aus wie man es bei PDFs gewohnt ist oder gerne haben möchte, wird es direkt verteufelt und meist tritt sogar ein richtiger Shitstorm gegen die Herstellungsprogramme und die E-Book-Hersteller ein. Oder die E-Books werden einfach als schlecht abgetan weil der besagte Flyer doof als E-Book aussieht.

Hier muß endlich mal Ruhe bewahrt werden!

E-Books sind nun mal noch sehr jung, nicht komplett ausgereift und nicht für jede Publikationsart geeignet. Es wird noch mindestens ein halbes Jahrzehnt dauern bis E-Books auf einem genügend ausgereiften Stand der Technik sein werden um als gutes Beispiel zu dienen und eventuell sogar PDFs als Standard abzulösen. Für diejenigen, die jetzt schon E-Books herstellen müssen heißt dies leider auch, dass sich ein gewisses Maß an Fachwissen angeeignet werden muss und eben auch nicht alles so umgesetzt werden kann, wie man es gerne hätte. Auch wenn einem die Programme schon etwas Arbeit abnehmen, so muss noch immer die Person mit der Tastatur und Maus in der Hand wissen was Sie macht. Und alle Anderen müssen halt etwas Geduld bewahren.

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